Around the Whiskey Jar – ein musikalisches Tasting

Nach drei Jahren hat der Musikverein Oberndorf wieder ein Frühjahrskonzert im Bürgerhaus aufgeführt. Unter dem Motto „Around the Whiskey Jar“ nahm das Orchester unter der Leitung von Jens Weismantel das Publikum mit auf eine sowohl musikalische als auch geschmackliche Reise zu den Britischen Inseln, der Heimat des „flüssigen Goldes“. Anders als gewohnt hatte sich das Orchester, bestehend aus fast 70 Musikerinnen und Musikern, im hinteren Teil des Saals positioniert, während die Zuhörer mit dem Rücken zur Bühne saßen. Auf der Bühne, den „Highlands“, nahmen Whiskey-Fans Platz, die das Erlebnis Whiskey-Tasting gebucht hatten.

Angesichts der aktuellen Situation hatte das Orchester bei der Programmgestaltung reagiert und eröffnete das Konzert mit dem Choral „Prayer for Ukraine“ von Mykola Lysenko. Das Lied wird regelmäßig zum Abschluss von Gottesdiensten und zu besonderen Feierlichkeiten gesungen und gilt als inoffizielle Hymne der Ukraine.

Nach dem emotionalen Auftakt begann das eigentliche Programm, durch das Rita Weismantel gewohnt charmant und mit interessanten Informationen zu den einzelnen Stücken führte. Stefan Bien als kongenialer Co-Moderator und ausgewiesener Whiskey-Kenner erläuterte auf unterhaltsame Weise, welche Whiskeys und Ales jeweils abgestimmt auf die dargebotene Musik serviert wurden.

In Robert Sheldon‘s Werk „Images“, das auf einem traditionellen walisischen Wiegenlied basiert, kontrastieren aufsteigende Bläsersätze mit weichen melodischen Passagen, die Sensibilität und Anmut widerspiegeln.

Das irische Trinklied „Finnegan’s Wake“ von Archibald J. Potter handelt von einer Ballade über den Baumeister Tim Finnegan, der betrunken von einer Leiter fällt und stirbt, aber bei seinem feuchtfröhlichen Leichenbegräbnis, bei dem eine Flasche Whisky auf seinem Sarg zerbricht, wieder zum Leben erwacht. Das Lied gilt als eine Parabel auf das Leben selbst und entspricht mit seinem wilden Charme und seiner unbändigen Lebensfreude ganz der irischen Seele.

Um Tod und Hoffnung geht es auch in „Loch Lomond“, in dem der amerikanische Komponist Frank Ticheli ein schottisches Traditional vertont hat. Das Lied gehört zum Repertoire zahlreicher Folkbands. Mit der „English Folk Song Suite“, einer der ersten Originalkompositionen für Blasorchester aus der Feder des englischen Komponisten Ralph Vaughan Williams, entließ das Orchester das Publikum in die Pause.

Der zweite Teil des Konzerts begann mit „A Highland Rhapsody“ von Jan van der Roost. „Er schafft es darin, die Klänge des Blasorchesters in so kreativer Art und Weise einzusetzen, dass traditionell schottische Instrumente zu erklingen scheinen, die in unserer Besetzung jedoch nicht vorkommen“, erklärte Moderatorin Rita Weismantel.

„Riverdance“ erzählt die Geschichte der irischen Auswanderer, die in ihrer neuen Heimat Amerika Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen begegnen. Die Schlagwerker imitierten dabei auf eindrucksvolle Weise an einem Holzbalken das Steppen der Tänzerinnen und Tänzer und Stefan Bien brillierte als hervorragender Solist am Sopransaxofon.

Nachdem das letzte Stück des Programms, das Medley „Around the Whiskey Jar“, verklungen war, honorierte das Publikum die Leistung der Musikerinnen und Musiker mit stehenden Ovationen, sodass das Orchester noch mehrere Zugaben spielte. Dirigent Jens Weismantel freute sich über die vielen Gesichter, die er nach langer Zeit endlich wiedersehe. „Was ich in den letzten zwei Jahren gelernt habe, ist, dass wir Menschen soziale Wesen sind“.

Ein Teil der Einnahmen aus dem Konzert solle der Aktion „Deutschland hilft“ und der Malteser Ortsgruppe Jossgrund/Flörsbachtal zur Unterstützung der Opfer des Krieges in der Ukraine gespendet werden, erklärte Stefan Bien. Er dankte Bürgermeister Rainer Schreiber und der Gemeindeverwaltung, die den Saal für das Konzertwochenende unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatte, den Helferinnen und Helfern der befreundeten Vereine sowie den ortsansässigen Firmen und Selbstständigen für die finanzielle Unterstützung des Projekts.