Welturaufführung: Musikverein Oberndorf spielt „Hymn and Halleluja“ von Rolf Rudin

Ein besonderes Konzerterlebnis erwartete die Besucher*innen der Frühjahrskonzerte des Musikvereins Oberndorf. Unter der Leitung von Jens Weismantel brachte das Stammorchester „Hymn and Halleluja“ von Rolf Rudin zur Uraufführung. Das Konzertprogramm stand in diesem Jahr unter dem Motto „Heimat“.

Eröffnet wurde das Konzert mit dem Werk „Spirit“ von Dirk Matthes, der in Aschaffenburg lebt und arbeitet. „In unserem Konzertprogramm wollen wir der Frage nachspüren, was Heimat für uns bedeutet. Dafür haben wir Komponisten mit regionalem Bezug gewählt, die ihr Wurzeln in der sinfonischen Blasmusik haben“, erklärte Rita Weismantel, die gewohnt charmant durch den Abend führte.

Solist Andreas Weismantel am Horn.

Ihre Heimat im Musikverein Oberndorf haben auch Orchestermitglieder, für die das Musizieren weit mehr als ein Hobby ist. Beim „Horn Concerto Nr. 1“ von Richard Strauss zeigten Andreas Weismantel am ersten und Tim Hildenbrand am zweiten Konzertabend ihr Können am Waldhorn. Beide Solisten meisterten die Herausforderung mit Bravour und wurden mit tosendem Beifall belohnt. „Wir sind stolz und freuen uns sehr, dass wir in unseren eigenen Reihen Hornisten haben, die es wagen, dieses Werk zu interpretieren“, lobte die Moderatorin und fügte augenzwinkernd hinzu: „Wissen Sie, warum das Horn ein ‚göttliches Instrument‘ ist? Ein Mensch bläst zwar hinein, aber Gott allein weiß, was dabei herauskommt.“

Mit großer Leidenschaft und Spielfreude präsentierte das Orchester die folgende Uraufführung von „Hymn and Halleluja“ von Rolf Rudin. Der in Oberissigheim bei Bruchköbel lebende Komponist ließ es sich selbstverständlich nicht nehmen, der Uraufführung seines Werks persönlich beizuwohnen. So konnte das interessierte Publikum die Entstehungsgeschichte gleich aus erster Hand erfahren. Die Komposition entstand bereits 2011 als Auftragswerk für eine französische Bibliothek, es kam aber nie zu einer Aufführung. Erst vor wenigen Monaten entdeckte Jens Weismantel die Partitur während eines Besuchs bei seinem langjährigen Freund, spielte die Melodie zu Hause auf dem Klavier und war sofort begeistert: „Das Stück passt sehr gut zum Musikverein Oberndorf und in unser aktuelles Konzertprogramm.“


Auch für die Musikerinnen und Musiker war es ein ganz besonderes Erlebnis, schließlich kommt es nicht häufig vor, an einer Uraufführung beteiligt zu sein. Der Komponist hatte sogar eine der Proben zur Vorbereitung auf die Konzerte besucht, um dem Orchester bei seinem Werk „Geburtshilfe“ zu leisten und seine persönlichen Vorstellungen zu der Komposition zu vermitteln. „Rolf Rudin zählt für mich zweifellos zu den bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten sinfonischer Blasmusik, die wir in Europa haben“, betonte Jens Weismantel.


Mit dem ersten Stück des zweiten Konzertteils nahm das Orchester das Publikum mit auf einen musikalischen Spaziergang durch den heimischen Spessartwald. In „And The Rest Is Silence“ zeichnet der Komponist Thiemo Kraas Bilder von Baumkronen, tanzenden Blättern, einem dunklen Moor, einem Wasserfall und schließlich – Stille.


Thomas Doss hatte bei „Mystic River” den Fluss Traun in der Steiermark vor Augen. „Wir erlauben uns, diese Komposition auf unser Flüsschen Jossa zu übertragen“, erläuterte Rita Weismantel. Als Gesangssolistin glänzte dabei Anni Weismantel.


Jazzig wurde es mit „Fantasy for Saxophone“ von Peter Lehel, in der Stefan Bien seine ganze Virtuosität am Saxophon zeigte. „Stefan hat nach einer Ausbildung ‚nur so zum Spaß‘ ein Studium für Jazz in Mannheim absolviert“, kommentierte Jens Weismantel die erstaunliche Biografie seines ehemaligen Klavierschülers. Er könne jedes Stück vom Blatt spielen. „Dass er trotzdem jede Woche zur Probe kommt und darüber hinaus noch im Vereinsvorstand mitarbeitet, macht ihn für mich zu einem tollen Vorbild.“


Nachdem das letzte Stück des Programms, „Lignum“, verklungen war, honorierte das Publikum die Leistungen der Musikerinnen und Musiker mit stehenden Ovationen. Das Orchester verabschiedete sich mit der Zugabe „Lena‘s Song“ aus dem Film „Wie im Himmel“, gesungen von Diana Christ. Die ausgebildete Sängerin hat ebenfalls ihre Wurzeln im Musikverein Oberndorf, wo sie viele Jahre als Flötistin aktiv war. „Diana ist immer da, wenn wir sie brauchen“, freute sich Rita Weismantel.


In seiner unnachahmlich launigen Art dankte Stefan Bien im Namen des Vorstands allen Mitwirkenden sowie den Helferinnen und Helfern der befreundeten Vereine.Falls sich das Publikum darüber gewundert habe, dass sich das Orchester anders als bei früheren Konzerten auf der Bühne einspielte, hatte er eine Erklärung parat. Der Sitzungssaal im Obergeschoss des Bürgerhauses, der bisher als Backstagebereich und zum Einspielen genutzt wurde, werde gerade zu Büros umgebaut. Scherzend fügte er hinzu: „Dafür dürfen Sie sich nun darauf freuen, dass Ihre Behördengänge demnächst noch schneller erledigt werden.“

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